
Unsere Ernährungsbotschafterin Carmen Albornoz steht für den 5. Leitsatz "Prävention und Gesundheit gemeinsam fördern".
Sie ist studierte Ernährungswissenschaftlerin und am Landratsamt Esslingen verantwortlich für die Umsetzung der Ernährungsbildung und -information.
Was sie mit „BaWü zu Tisch“ verbindet und wie für sie Geschmack und Gesundheit zusammenpassen, verrät sie im Interview.
MLR: Was bedeutet „gutes Essen und Trinken“ für Sie persönlich?
Albornoz: Gutes Essen und Trinken bedeutet für mich mehr als nur satt zu werden: Genuss, Gemeinschaft und Lebensqualität. Es geht darum, frische, möglichst unverarbeitete Zutaten zu verwenden, bewusst zu essen und die Mahlzeit mit allen Sinnen wahrzunehmen. Ein gutes Essen ist für mich oft einfach – ein warmes, selbstgekochtes Gericht. Aber es lebt auch von der Atmosphäre: Zusammen am Tisch sitzen, sich austauschen, lachen – das macht Essen besonders. Gutes Essen und Trinken bedeutet für mich auch Verantwortung – gegenüber meinem Körper, aber auch gegenüber der Umwelt.
MLR: Gibt es ein Lieblingsgericht, das Sie mit Ihrer Kindheit oder Heimat verbinden?
Albornoz: Mein Lieblingsessen als Kind war panierter, gebratener Fisch mit Salat aus frischen dicken Bohnen, Frühlingszwiebeln und ganz viel Petersilie. Die Zutaten haben meine Mutter und ich auf dem Markt gekauft. Dieser Ort war mit seinen Farben und Düften immer wie ein kleines Abenteuer für mich. Ich habe es immer geliebt, mit meiner Mutter auf den Markt zu gehen.
MLR: Welche Lebensmittel dürfen bei Ihnen zu Hause nie fehlen und warum?
Albornoz: Alle Lebensmittel, die mir schmecken und zu einer ausgewogenen Ernährung dazu gehören, wie Gemüse, Obst, Fisch, Nüsse, Vollkornbrot, Käse, und Eier. Außerdem Tee und Kaffee als kleines tägliches Ritual, das mir Wärme und Ruhe schenkt.
MLR: Wie sieht für Sie eine genussvolle und alltagstaugliche Mahlzeit aus?
Albornoz: Sie ist ausgewogen, frisch und einfach zuzubereiten. Letzteres ist besonders wichtig, denn sie sollen in meinen Alltag passen, ohne Stress zu machen. Ideal ist für mich ein Teller, auf dem sich buntes Gemüse, eine gesunde Eiweißquelle wie Fisch, Hülsenfrüchte oder Eier und eine Portion Vollkornprodukte wie Nudeln oder Brot befinden, aber auch gerne ab und zu Kartoffeln, dazu ein frischer Salat mit Kräutern und ein Stück Obst als Nachtisch.
MLR: Was ist Ihr bester Ernährungstipp, der zugleich einfach umsetzbar ist?
Albornoz: Jede Mahlzeit sollte bunt sein und unterschiedliches Gemüse enthalten. Außerdem ist es wichtig, langsam zu essen und ausreichend Wasser zu trinken.
MLR: Welche persönlichen Werte motivieren Sie, sich für regionale Lebensmittel einzusetzen und wie spiegeln sich diese in Ihrem Engagement wider?
Albornoz: Für mich ist eine nachhaltige Ernährungsweise sehr wichtig. Schwerpunkte sind regional erzeugte und fair gehandelte Produkte und die Orientierung an der Saison. Ich mache immer wieder die Erfahrung, mit welcher Motivation und Hingabe unsere Landwirte und Handwerker im Land unsere Produkte erzeugen. Die Wertschätzung ihrer Arbeit weiterzugeben, auch in meiner täglichen Arbeit mit Kindern und deren Familien, ist mir wichtig.
MLR: Warum engagieren Sie sich für eine bessere Esskultur in Baden-Württemberg?
Albornoz: Unsere Ernährung hat so viele Auswirkungen auf unsere Gesundheit, ist aber auch ein zentrales Element unseres sozialen Lebens. Als Ernährungswissenschaftlerin ist es mir ein Anliegen, den Menschen eine ausgewogene Ernährung näher zu bringen. Darüber hinaus macht aber Ernährung nicht nur den Menschen satt, sondern ist in der Gesellschaft das tägliche, soziale Ereignis, das uns mit anderen immer wieder zusammenbringt. Es ist zentrales Element des Familienlebens, es macht Bekannte zu Freunden und lässt uns in Gesellschaft positives erleben.
MLR: Was möchten Sie anderen Menschen – z. B. Familien, Kindern oder Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung – mitgeben?
Albornoz: Oft sind die einfachen, frisch zubereiteten Gerichte am beliebtesten. Weniger ist manchmal mehr. Nehmen Sie sich Zeit das Essen zu genießen. Sitzen Sie zusammen und nutzen Sie die Gelegenheit wahr, sich auszutauschen und den anderen noch besser kennen zu lernen. Ein gutes Essen ist immer dann auch gut, wenn man in guter Gesellschaft is(s)t.
MLR: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Ernährung in Baden-Württemberg?
Albornoz: Wir müssen die Ernährungsbildung und -information mehr in die Fläche bringen und mit praktischen Aktionen verbinden. Nur so können wir alle Menschen erreichen und ihre Alltagskompetenzen im Bereich Ernährung stärken. Ich wünsche mir, dass man mehr die Vielfallt unserer lokalen Produkte kennen und schätzen lernt. Es ist wichtig, dass Ernährungsbildung bereits früh in unseren Kitas und Schulen zum Thema wird. Dabei ist es besonders wichtig, dass auch Eltern angesprochen und in diese Ernährungsbildung einbezogen werden.
MLR: Bitte vervollständigen Sie den Satz: BaWü zu Tisch heißt für mich …
Albornoz: ... eine Einladung, bewusster mit Genuss zu essen - regional, saisonal und mit Wertschätzung für Lebensmittel und die Menschen, die sie erzeugen.
MLR: Verraten Sie uns noch Ihr Lieblingsessen?
Albornoz: Immer noch der Fisch mit Salat meiner Mutter, sowie verschiedene Suppen und Salate.
MLR: Liebe Frau Albornoz, herzlichen Dank für das Gespräch.